WAS WIR GLAUBEN
Die Einheit Gottes und die Einheit der Religion
„Was wir uns vorstellen, ist nicht die Wirklichkeit Gottes; Er, der Unfassbare(…) ist weit jenseits der höchsten Vorstellung des Menschen.“
—‘Abdu’l-Bahá
„Jedes erschaffene Ding im ganzen Universum ist nur eine Tür zu Seinem Wissen…“
—Bahá’u’lláh
Die Bahá’í glauben, dass es nur einen Gott gibt, den Schöpfer des Universums, Der allwissend ist, all liebend, allgnädig. Keinem Sterblichen ist es möglich, die Wirklichkeit Gottes wahrhaft zu begreifen. Wie breit und einfallsreich unser Verständnis von Gott auch sein mag, es wird immer beschränkt sein durch die Begrenzungen des menschlichen Geistes.
Durch alle Zeitalter hindurch hat Gott der Menschheit eine Reihe göttlicher Erzieher gesandt, bekannt als Manifestationen Gottes, deren Lehren die Basis für den Fortschritt der Zivilisation bereitgestellt haben. Diese Manifestationen umfassen Abraham, Krischna, Zoroaster, Moses, Buddha, Jesus und Mohamed. Bahá’u’lláh, der letzte dieser Boten, erklärte, dass die Religionen der Welt aus derselben Quelle stammten und ihrem Wesen nach fortschreitende Kapitel einer göttlichen Religion seien. Während die wahre Natur Gottes uns immer unfassbar bleiben wird, besteht der Sinn unseres Lebens darin, Ihn zu erkennen, zu lieben und Ihm immer näher zu kommen. „Ich habe dir den Atem meines eigenen Geistes eingehaucht, damit du Mich liebest.“
WAS WIR GLAUBEN 
Die Einheit der Menscheit
„Reinigt Eure Augen, damit ihr keinen Menschen als von Euch verschieden anseht. Seht niemanden als Fremden an; betrachtet vielmehr alle Menschen als Freunde, denn Liebe und Einheit kommen nur schwer, wenn ihr Euren Blick auf die Unterschiede richtet.“
—‘Abdu’l-Bahá
Die Überzeugung, dass wir zu einer menschlichen Familie gehören, ist das Herz des Bahá’í-Glaubens. „Ihr seid alle die Blätter eines Baumes und die Tropfen eines Meeres.“ (Tablets von Bahá’u’lláh, Bishárát ). Der Bahá’í-Glaube lehrt, dass die Zeit für die Menschheit gekommen ist, sich selbst als ein Volk anzusehen, als Bürger einer einzigen Heimat. Auf der ganzen Welt wird die menschliche Gesellschaft neu geformt, und der letztendliche Trend ist klar. Wir sind Zeuge von nichts Geringerem als der Reorganisation der menschlichen Gesellschaft zu einer planetarischen Zivilisation.
„Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind seine Bürger.“
WAS WIR GLAUBEN
Die Seele
Baha’u’lláhs Offenbarung bekräftigt, dass der Sinn unseres Lebens darin besteht, Gott zu erkennen und Seine Gegenwart zu erlangen. Unsere wahre Identität ist eine geistige. Dessen bewusst ermöglichen uns unser freier Wille und unsere Fähigkeit zu verstehen, unsere Gesellschaft und uns selbst andauernd zu verbessern. Einen Pfad des Dienens an Gott und an der Menschheit zu gehen gibt unserem Leben Sinn und bereitet uns auf den Augenblick vor, da die Seele sich vom Körper trennt und ihre ewige Reise zu ihrem Schöpfer fortsetzt.
WAS WIR GLAUBEN
Der Weltfrieden
„Weltfrieden ist nicht nur möglich, sondern unausweichlich.”
—Das Universale Haus der Gerechtigkeit
„Der Große Frieden, dem gutwillige Menschen durch alle Zeitalter hindurch ihre Herzen zugeneigt haben, dessen Vision Seher und Dichter während ungezählter Generationen zu Ausdruck gebracht haben, und dessen Voraussage in den Heiligen Schriften der Menschheit von Zeitalter zu Zeitalter enthalten war, ist nun endlich in Reichweite der Nationen. Zum ersten Male in der Geschichte ist es jedem möglich, den ganzen Planeten zu überschauen, mit seinem Myriaden verschiedenartiger Menschen, in einer Perspektive.“
Dieser Große Friede muss fest auf gewisse Prinzipien gegründet sein, damit er erreicht und aufrecht erhalten werden kann:
Überwindung aller Formen von Vorurteil
Die Bahá’í-Lehren fordern uns auf, mit eigenen Augen und nicht mit den Augen anderer zu sehen, in all unseren Handlungen fair zu sein, nicht mit Hass oder Wut zu sprechen und die Dinge nach ihren Verdiensten zu beurteilen, anstatt nach der Meinung der Gesellschaft oder den Traditionen unserer Vorfahren. Vorurteil ist eine falsche Wahrnehmung oder vorgefasste Meinung anderen gegenüber, die auf Unwissen beruht und uns blind macht für die Tatsache, dass jeder Mensch in seinem Wesenskern ein geistiges Wesen mit einzigartigen Talenten und Fähigkeiten ist, ein „Bergwerk reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert.“ Starke Beziehungen zu Menschen aller Lebensbereiche zu schmieden ist das Gegenmittel gegen die zersetzende Krankheit des Vorurteils. „Sucht sorgfältig nach der Wahrheit und macht alle Menschen zu euren Freunden“ sagte Abdu’l-Bahá.
Die Gleichwertigkeit von Mann und Frau
In einer Sprache, die zugleich poetisch und praktisch ist, beschreiben die Bahá’í-Lehren Mann und Frau als Flügel eines Vogels. Es ist offensichtlich, dass kein Vogel wirklich die Höhen des Himmels durchmessen, noch all die komplexen Fähigkeiten erwerben kann, die das Fliegen voraussetzt, wenn seine Flügel nicht im Gleichgewicht sind, sowohl, was ihre Kraft, als auch die Art und Weise betrifft, wie sie zusammenarbeiten. Die Vorenthaltung der vollen Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine Ursache für eine gravierende Fehlfunktion, deren Auswirkungen unseren geistigen, sozialen und materiellen Fortschritt verkrüppeln. Sie setzt Frauen der Ungerechtigkeit aus und „fördert in Männern schädliche Haltungen und Gewohnheiten, die aus der Familie an den Arbeitsplatz, in das wirtschaftliche und politische Leben, und letzten Endes in die zwischenstaatlichen Beziehungen weitergetragen werden. Es existiert keine Grundlage, moralisch, praktisch oder biologisch, auf der sich die Verweigerung der Gleichberechtigung der Geschlechter rechtfertigen lässt.“ Die Verwirklichung der vollen Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Aufbau einer vereinten Welt.
Harmonie zwischen Wissenschaft und Religion
Die Bahá’í-Religion lehrt, dass Wissenschaft und Religion übereinstimmen und sich ergänzen, trotz ihres verschiedenen Zugangs zur Wahrheit. Beide sind Wege um die Wahrheit zu erkennen und beide sind wertvolle Aspekte unserer Menschheit.
Die Anschauung, dass es einen vorgegebenen Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion gibt, weisen die Bahá’í zurück. Die Harmonie zwischen ihnen ist eines der grundlegenden Prinzipien der Bahá’í-Religion, ein Prinzip, das uns gegen religiösen Übereifer und das Auftreten von Aberglauben in der Religion und vor Mangel an Ethik oder moralischer Kontrolle im wissenschaftlichen Bereich schützt. „Religion ist“ nach den Bahá’í-Schriften „der äußere Ausdruck einer göttlichen Realität. Deshalb muss sie lebendig, von Leben erfüllt, bewegend und fortschrittlich sein.“ „Wissenschaft ist die erste Ausstrahlung von Gott zu den Menschen. Alle erschaffenen Dinge beinhalten das Potential der Vollkommenheit, aber die Kraft der intellektuellen Erforschung und der wissenschaftlichen Aneignung ist eine höhere Tugend, über die allein der Mensch verfügt.
Eine spirituelle Lösung für unsere wirtschaftlichen Probleme
Alle Religionen betrachten den Menschen als geistiges Wesen in einem physischen Körper. Die Bahá’í-Religion unterscheidet sich in dieser Hinsicht nicht. Sie geht jedoch einen Schritt weiter, indem sie die Anwendung spiritueller Prinzipien auf Fragen vorschreibt, die üblicherweise als wirtschaftlich oder politisch angesehen werden. Wir können die Einheit der Menschheit nicht erreichen ohne irgendeine Form wirtschaftlicher oder sozialer Gerechtigkeit. Eine gerechte Gesellschaft wird an der Art und Weise gemessen, wie sie für die Schwachen und Benachteiligten sorgt, und nicht daran, wie sie die Starken belohnt. Selbstlosigkeit, Respekt, Würde, Mäßigung, Einfühlungsvermögen und Großzügigkeit sind Kennzeichen einer Kultur, die jeden Beitrag wertschätzt. So eine Kultur wird extremen Reichtum und extreme Armut, die mit der brutalen wirtschaftlichen Ausbeutung von Menschen und Ressourcen einhergeht, nicht akzeptieren. In dem Masse, wie das Bewusstsein für die Einheit der Menschheit voranschreitet, wird auch anerkannt werden, dass der Reichtum und die Wunder der Erde gemeinsames Erbe aller Menschen sind.
Welthilfssprache
Bei uns allen leitet sich viel von unserem Charakter von unseren regionalen Wurzeln und Kulturen her, und diese Mannigfaltigkeit ist wichtiger Teil dessen, was wir sind. Um die Barrieren zwischen den Nationen und ethnischen Gruppen zu überschreiten, benötigt eine Weltzivilisation jedoch eine Weltsprache. Eine Welthilfssprache, die in allen Schulen gelehrt würde, so dass jedes Kind sie zusammen mit seiner Muttersprache lernen würde, wäre ein wichtiger Faktor, um Verständnis, Freundschaft und Zusammenarbeit auf jeder Ebene zu fördern, indem sie zur Bildung einer Weltbürgerschaft in seiner wahren Bedeutung ermutigen würde.